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werden STRAFRECHTLICH SCHÄRFSTENS VERFOLGT ! 02. November 2020
„Einen Platz findet nur, wer ihn selber mitbringt.“ (Peter Handke, „Immer noch Sturm“, 2010)
Du sollst keine fremden Katzen neben mir haben : das sagt jede Katze.
Man soll keine besonderen Lieblinge unter den Kindern haben, wird Eltern und Erziehenden (ab)geraten. Bei Katzen allerdings unmöglich, da es ja alles besondere Lieblinge sind, sonst sollte man erst gar nicht damit anfangen.
Wir wollten ja auch gar nicht damit anfangen, es „hat sich so ergeben“.
„Mohrle“ – eine schwarze Katze – kannte (m)ich schon 18 Jahre, bevor meine Mutter starb. Obwohl ich nur höchstens zweimal jährlich bei ihr war, „Mohrle“ alle anderen Menschen nicht mochte und vor ihnen flüchtete, erkannte sie mich stets sofort im Augenblick meines Eintretens wieder, schwänzelte sofort um mich herum, wollte sofort auf den Arm, und wich nie von meiner Seite, das gewünschte Programm mußte abgespult werden.
Nicht einen einzigen Klage- oder Jammerlaut gab sie ab während der 500 km Zugfahrt zu mir, mit der ich sie vom Wohnort meiner Mutter abholte ; sie hatte tiefstes Vertrauen in mich, und leider nur noch ein Jahr zu leben.
Das war meine erste Lieblingskatze.
Wir mußten sie über Monate wegen ihrer Krankheit versorgen und ihr Infusionen verabreichen, sehr anstrengend.
Deshalb wollten wir „erstmal“ keine Katze mehr. Selbstverständlich rein zufällig lief uns aber gerade da „Topsi“ über den Weg, genau ein Jahr nach dem Tod meiner Mutter, er hat ganz genau dieselben grünen Augen wie sie; ein noch unkastrierter, wahrscheinlich erst ein paar Monate oder ein Jahr alter Streuner, der aber offensichtlich sehr an Menschen gewöhnt war. Von welchen Menschen er kam, haben wir nie erfahren.
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„Topsi“ war der Grundstein für unsere spätere und heutige Katzenbande. Er ist bis heute die menschenbezogenste aller unserer Katzen. Er hätte wohl auch allein weiterleben können, aber er fing dann doch an, Unsinn zu machen, sich vielleicht zu langweilen, und wir beschlossen, ihm einen Gefährten zu geben, bevor es vielleicht zu spät dafür sein würde.
Später, und heute ist unsere Auswahl an Lieblingskatzen groß.
„Zephyr“, kräftiger schwarzer Britisch Kurzhaar, mehr oder weniger Einzelgänger, viel unterwegs, aber dann findet er einen Platz, häufig einen etwas ungewöhnlichen, es macht Plopp und Platsch und da sitzt er dann im Schrank oder auch oben drauf, es gucken nur noch die Augen ´raus, mit denen er zwinkert, „hier bin ich jetzt erstmal ist doch klar“, und ansonsten fragt er zehnmal am Tag nach Sticks und Streicheleinheiten, in der Regel unduldsam und mit bleckender Zunge, bis ihm gehorcht wird.
Vor seiner Zeit gab es noch „Habakuk“ / „Kuki“, weiße EKH-Mischung mit schwarzen Fleckchen, ehemaliger Ausbrecherkönig, ansonsten Wach-Kater, Patrouilleur und unbestrittener Oberherrscher, kräftig und sprunggewaltig wie ein Greyhound, dabei ungeheuer sensibel und unwiderstehlich liebenswert, leider fraß er vieles unkontrolliert und starb an Darmtumor (https://ricercando.eu/?m=202004).
Oder „Philo“, ein großer roter Maine Coon, sehr zärtlichkeitsbedürftig, den uns die völlig unfähigen jungen Damen des Tierheims Berlin leider gegen unseren Willen aufgeschwätzt hatten und den wir einer älteren Dame abgeben mußten, bei der er jetzt glücklich ist.
„Corry“, derzeit die einzige Frau im Hause, und Chefin, eine „Egyptian Mau“, etwas gehandicapt durch einen Unfall in frühem Alter, sehr selbstbewußt, lebendig, schnell, notorisch erfolgreiche Vogel- und Mäuse- Mörderin, und manchmal extrem verschmust – wenn sie will. Dann begehrt sie, stundenlang mit mir durch das Haus zu streichen, überall das Köpfchen zu reiben und dabei begleitet und gestreichelt zu werden – wie einst „Mohrle“.
„Calyx“, schwarz-weiße Kurzhaar-Mischung, Topkandidat als Lieblingskatze, da eigentlich mehrere Katzen in einem. Ausbrecherkönig, sprunggewaltig, frißt wie ein Mähdrescher, balgt und rennt mit allen Katzen, gibt allen auf die Schnauze, dann guckt er wie ein Unschuldslamm, verlangt zweihundertprozentige Schmuseeinheiten, klammert und tritt sich an mir fest, schnurrt laut wie ein Rasenmäher, dann schläft er mal tagelang, also das gesamte Programm, wozu man sonst mehrere Katzen braucht, kompakt in einer einzigen.
Er war mehrfach zuvor wieder im Tierheim abgegeben worden: angeblich „zu anstrengend“, „zu aggressiv“, behauptete das Tierheim: eine weitere krasse Fehleinschätzung.
„Matti“, kleiner roter Möchtegern-Macho, aber etwas zu zierlich geraten, der beste Freund von „Calyx“, hyperaktiv, nervös, verspielt, heftig, wenn ihm alles zuviel wird, pisst er mal gern die Wände an, aber leider „süß“, „süß“, „süß“ mt schönen hellen Augen, und ein bißchen verrückt („matto“).
Und eben „Topsi“, ein ausgesucht getigert-geringelter Beau mit weißen Pfötchen und großen grünen Augen, schlägt die Beine Model-mäßig übereinander, leicht eifer- und streichelsüchtig.
Alles Lieblingskatzen.
Alle haben sie hier ihren Platz gefunden.
Zweimal hatten wir es seinerzeit versucht, einen Gefährten für „Topsi“ zu finden – zweimal war es gescheitert, beide Kater stellten sich schnell mit ihrem Charakter als ungeeignet heraus.
Aber wir wollten nicht aufgeben.
Der dritte Versuch – im Tierheim.
Damals gab es dort nicht nur schnöselige, hochnäsige, überhebliche besserwisserische und un-empathische junge Damen, sondern man wurde richtig gut beraten, hatte ausreichend Zeit und vor allem wurde man mit seinem eigenen Gefühl und Eindruck gegenüber den Katzen ernstgenommen.
Es war gerade eine Ladung aus einem „Katzen-Hoarding“ eingetroffen – aufgefunden in zwei Zimmern in Neukölln, über 70 Katzen, die entsprechend verstört waren.
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Von dieser lauten Horde saß ein kleiner, zierlicher rot-melierter Kater mit blauen Äuglein abseits, ganz allein, still und versteckt in einer Ecke, und nahm mit niemandem Kontakt auf. Nur zu uns blickte er ab und zu unter einem Vorhang ganz vorsichtig hin.
Das war „Rupi“.
Er sollte uns nun über zehn Jahre lang begleiten – vor allem aber „Topsi“ und „Habakuk“.
Denn mit Menschen verbanden ihn wohl eher „Fragezeichen“: die besten Erfahrungen konnte er mit ihnen nicht gemacht haben.
Von Anfang an vermittelte er Distanz, aus seiner Haltung schien zu sprechen: „Das muß man erstmal sehen.“ – „Wenn es nach mir geht, eher nicht.“ – „Wenn man mir nicht zu nahe kommt, dann vielleicht.“ – „Sonst auf gar keinen Fall.“ – „Das entscheide alles ich.“ – „Kein Interesse.“
Dieser Kater war mir also höchst sympathisch.
Umso mehr Interesse hatte er an „Topsi“.
Am Anfang gefiel dies „Topsi“, er spielte viel mit Rupi; nachdem sich die zwei vorherigen Versuche als aggressiv bis herrisch und sehr unangenehm gezeigt hatten, war Rupi einfach lieb, verspielt, interessiert, lebendig … nachdem er die gesamte Fahrt vom Tierheim geschwiegen hatte, ging es im neuen Zuhause sofort auf Tour, Topsi wurde freudig begrüßt. Während Topsi immer schweigsam war und blieb, kommentierte Rupi alles, mit seinem hellen Stimmchen war er überall zu vernehmen. Nur uns gegenüber schwieg er.
Für Topsi war dies etwas Neues, eine willkommene Abwechslung, er machte alles mit – aber während Topsi offenbar entweder das frühe Leben als Einzeltier oder mit wenigen anderen Katzen verbracht hatte und ein eher ruhiger und sehr auf Menschen bezogener Kater Kater war, war Rupi ständiges HighLife und Gewusel um sich herum gewohnt, mit Dutzenden anderen Katzen.
Diese Charakterunterschiede wurden mit der Zeit immer deutlicher, Topsi wurde immer genervter, Rupi verstand das nicht.
Es wurde immer klarer, dass nur eine weitere Katze mit geeignetem Charakter diese Konstellation beeinflussen können würde.
Mit „Habakuk“/“Kuki“ fanden wir erneut im Tierheim den hier genau passenden Driten im Bunde.
Auch er wurde von Rupi stürmisch und vorbehaltlos begrüßt. Er und Kuki verstanden sich sofort hervorragend; aber Kuki konnte einfach klarer, eindeutiger und unmißverständlicher als Topsi Grenzen setzen.
Während Rupi dies weitgehend beachtete, lief er Topsi weiterhin immer wieder intensiv nach. Topsi war Rupis „große Liebe“ – aber sie blieb unerwidert.
In dieser gut austarierten Konstellation waren diese Drei nun für sieben Jahre unser Traum-Trio; es paßte einfach so ziemlich alles, auch ungeachtet der immer wieder deutlichen Abwehr von Topsi gegenüber Rupi.
Die unerwiderte Zuneigung Rupis wäre weniger ein Problem gewesen, wenn Rupi sich zum Trost auch Menschen hätte zuwenden können.
Aber das konnte er nicht.
Seine Abwehr, Furcht, Vorbehalte, Vorsicht gegenüber Menschen blieben grundsätzlich unverändert, auch wenn er zeitweise immer mehr auftaute.
Ihn berühren zu wollen, rief in der ersten Zeit helle Empörung bei ihm hervor.
Einerseits größtes Selbstbewußtsein, sich absolut nichts sagen zu lassen – und andererseits große Furcht, Zurückgezogenheit, Ängstlichkeit, und Bedürftigkeit : dies blieb durchgehend bezeichnend für Rupi.
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Auch meine große Zuneigung blieb unerwidert.
Denn Rupi war meine allerliebste Katze. Mein Liebling.
Aber nur wenn es ihm schlecht ging, ließ seine Abwehr nach, ließ er sich anfassen – er war nicht häufig, aber öfter krank als die anderen Kater. Dann kümmerte ich mich noch mehr um ihn, er ließ es sich gefallen, fraß die Premium- Häppchen und ließ sich sogar anfassen, tragen und dem Arzt vorstellen.
Doch sobald die Medizin wirkte, fauchte er mich wieder an und gab zu verstehen „So jetzt reicht´s aber.“ – Da wußte ich, dass es ihm wieder besser geht…
So wie schon im Tierheim beobachtete er mich, gerade in späteren Jahren kam er sehr häufig, regelmäßig, täglich in mein Zimmer und verteidigte dort „seinen“ Platz. Er kam auch immer wieder auf mich zu – aber das durfte nur er, ich nicht. Er bestand darauf, alles unter Kontrolle zu haben und das Maß der Nähe allein zu regeln.
Ich gab mich damit zufrieden, für mich war das mehr als ich zu hoffen gewagt hatte, und das wollte ich bewahren.
Ich lernte seine Vorlieben zu erspüren, er fraß mir zwar aus der Hand, aber immer war klar, dass er dies alles bestimmte.
Gegenüber Topsi aber gab er jede Zurückhaltung auf, „vergab“ sich immer wieder, Jahr für Jahr – und Topsis Abwehr und Genervtheit wurden immer größer, und Rupi jammerte immer häufiger darüber, irgendwann waren erste Töne der Resignation spürbar.
Schaut man sich die Photos an, über die Jahre, so blieben Topsis Züge immer gleich – eine stolze, zufriedene, wache Katze mit durchdringendem Blick … Habakuk/ Kuki blieb auch in den letzten Monaten, als er so schwer krank war, ungebrochen der aufgeweckte, dominante und dabei sehr sensible Chef …
… Rupi sieht man in den ersten Jahren als außerordentlich selbstbewußte und markante Persönlichkeit mit vielen bemerkenswerten Eigenheiten, Sitzweisen, ungewöhnlichem entschiedenem Habitus … nur seine Augen waren schon immer traurig. Er muß vieles gesehen und erlebt haben, das unschön, schmerzhaft oder schrecklich war; aber das kleine quicklebendige unzerstörbare, fröhliche, arglose Kind war nicht zerstört worden – aber auch nie wirklich erwachsen geworden.
Er wirkte immer kindlich, staunend – und verletztlich.
Deshalb liebte ich ihn ganz besonders.
Bei ihm ist die Veränderung augenfällig, er wirkt in den letzten Jahren resignierter, verschlossener.
Wenn Rupi aber Zuneigung gefaßt hatte, dann war er immer stürmisch, vehement, rückhaltlos, mit ganzer Hingabe. Er hat nie von „Topsi“ abgelassen.
Sein Leben lang hat er wohl nach dieser bedingungslosen Liebe gesucht – aber keine Katze konnte sie erwidern; was er wollte, war für die anderen einfach „zuviel“, sie schienen damit nichts anfangen zu können, dabei hat er es doch stets nur gut und aufrichtig gemeint.
Ich wollte ihm die Liebe geben, die er von keiner Katze bekommen zu haben schien – aber ich war nur ein Mensch.
Dann, in dem neuen großen Haus, dem großen Garten, veränderte sich die Konstellation.
Es kam „Calyx“, und es kam auch „Philo“, ein herzensguter, auch roter Maine Coon-Kater, aber – wie wir von Anfang an befürchtet hatten, dennoch wurde er uns vom Tierheim gegen unser deutliches Gefühl aufgedrängt – er paßte überhaupt nicht in die Gemeinschaft.
„Philo“ war äußerst zärtlichkeitsbedürftig, er klammerte sich an mich, Rupis Eifersucht erwachte, denn er schien ihm seinen Platz bei mir streitig zu machen – was ich natürlich nicht wollte, aber ich konnte ja Philo nicht abweisen.
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Rupi mobbte Philo massiv, in Zusammenarbeit mit Kuki; Philo konnte nicht bei uns bleiben, wir fanden eine geeignete Bleibe für ihn, wo er sehr glücklich ist.
Als Philo noch hier war, war Rupi versehentlich (?) durch ein Loch im Zaun entwichen und schien sich verirrt zu haben, ich habe tagelang nur noch nach ihm gesucht.
Als ich ihn fand, mußte ich mehrfach und immer wieder zu ihm gehen, ihm Fressen und Knabbereien bringen, bis er endlich aus seinem Versteck zu kommen wagte.
Beim fünften Versuch starrte er mich an, als ob er nicht glauben konnte, dass sich irgendjemand so um ihn bemühte. Vielleicht hatte er tatsächlich geargwöhnt, ich würde Philo jetzt „lieber“ haben ?
Aber ich habe keine andere Katze lieber gehabt als ihn.
Dann kam er freudig, ganz von selbst, auf mich zugerannt, er führte mich nach Hause.
Ich habe vor Freude geweint über diesen seltenen Zuneigungsbeweis.
Auch einige Jahre früher war er schon mal im seinerzeitigen kleinen Garten verschwunden gewesen, auch da hatten wir stundenlang nach ihm gerufen und er kam schon damals mit diesem ungläubigen Blick zurück – offenbar hatte er erwartet, ausgeschimpft und böse behandelt zu werden, etwas anderes schien er von Menschen nicht gewohnt gewesen zu sein.
Rupi verstand die Welt nicht. Er war unendlich offen, er wirkte „Selbst“-los, er konnte die Grenzen anderer nicht nachvollziehen – aber es hatte ihm ja auch niemand nahegebracht, als kleines Kind hatte er in dem Gewusel mit über siebzig Katzen wohl kaum Erziehung.
Rupi blieb immer kindlich, infantil, er verstand die Ansprüche anderer nicht, und nicht ihre Zurückweisungen. Er schien die „Schuld“ dafür bei sich selbst zu suchen, als sei an ihm irgendetwas falsch, wo er es doch nur gut meinte.
Das schien ihn zunehmend zu zermürben und resignieren zu lassen: dass er mit seiner offenen, arglosen, unverstellten Art nirgends ankam.
Es hätte nur einer anderen Katze bedurft, die ihn so annahm und schätzte wie er war, ihn aber anleitete und ihm Grenzen setzte. Eine solche Katze war Kuki. Doch dieser war nun tot.
Bei allem Bemühen konnte ich kein Ersatz dafür sein.
Mit Calyx verstand sich Rupi sehr gut, er ist vom Wesen her noch Kuki am ähnlichsten, und Rupi suchte häufig seine Nähe; aber auch Calyx ist ein extrem unabhängiger Kater, mit dem eine intensive Beziehung schwierig scheint.
Mit Kukis Tod zu Ostern, mit dem Fortgang dieser zentralen bestimmenden Persönlichkeit veränderte sich die gesamte Konstellation unserer Katzen- Population (https://ricercando.eu/?m=202004).
Der junge Matti schien Anstalten zu machen, sich als Ober-Macho zu positionieren, aber er ist charakterlich anders als Kuki, die Führungsrolle steht ihm nicht, dazu ist er zu verspielt, und körperlich auch etwas zu zierlich.
Die Dame Corry und der große massive Zephyr fanden nach einigen Anlaufschwierigkeiten schnell ihren Raum.
Nur Rupi schien einfach nicht mehr seinen Platz in dieser Runde zu finden.
Mit allen hat er versucht Kontakt aufzunehmen, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, aber mit keiner Katze scheint es so recht geklappt zu haben.
Entweder war er selbst wieder zu heftig und fordernd, oder er kam mit der Gegenreaktion der vier „Neuen“ Matti, Corry, Zephyr, Calyx selbst nicht zurecht.
Mit Zephyr etwa schien es kampfbetonte, aber auch von Anziehung bestimmte Interaktion gegeben zu haben, Rupi schien ihm näher kommen zu wollen und Interesse für ihn zu haben, aber auch Zephyr ist wie Topsi eher ein Einzelgänger, bei dem man viel Geduld aufbringen muß, die Rupi fehlte.
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Calyx eignet sich vom Gesamtcharakter her noch am ehesten als Chef, aber er ist bisher weniger interessiert daran, hier eine Rolle zu spielen, und sucht das Abenteuer.
So ist Corry noch am ehesten als Chefin profiliert, die auch vor Calyx nicht zurückweicht.
Aber Rupi fand hier einfach nicht mehr seinen Platz; er schien immer mehr zu resignieren, sich zurückzuziehen, war oft den ganzen Tag im Untergeschoß, schlief, und kam häufig erst abends nach draußen.
Irgendwie schien er von den anderen nicht wirklich wahrgenommen zu werden, er konnte sich nicht mehr ausreichend und nachhaltg positionieren.
Er markierte sehr häufig, um sich bemerkbar zu machen; er kam immer noch häufig auf mich zu, wollte Fressen oder aus dem Wasserhahn trinken, doch er hielt sich weniger in meiner Nähe auf.
Er wirkte einfach „alt“ – aber doch etwas vorzeitig; resigniert.
Dass er unter den neuen Katzen nie mehr so richtig Anschluß gefunden zu haben schien, dürfte ihm zu schaffen gemacht und zugesetzt haben, und es trug wohl nicht zu seiner Gesundheit bei.
Es ging dann leider alles sehr schnell – er litt an einer Herzschwäche, mit der Folge multiplen Organversagens, eine akute „Hypertrophe Kardiomyopathie“ führte in kürzester Zeit zum Infarkt, die hereigerufene Ärztin konnte nur noch den Tod feststellen.
Es war wohl besser für ihn, denn auch wenn er dies noch überlebt hätte, wäre mit der Grunderkrankung nur noch ein kurzes und von ständigen Behandlungen bestimmtes Leben möglich gewesen.
Sein Leben wirkt, rückblickend, als „unvollendet“.
Während Kuki und Topsi das gefunden zu haben scheinen, was ihnen entsprach und entspricht, hat Rupi dies vielleicht nie erreicht.
Vielleicht.
Während ich, nachdem Kuki verstorben war, ständig das Gefühl hatte, er sei weiter hier, um mich herum, dass er da ist, dass er dankbar ist, zufrieden in sein nach-irdisches Dasein findet, war mein Gefühl nach dem plötzlichen Tod von Rupi so als sei er weg, abgestürzt, verschwunden, verschreckt, er geht furchtsam oder „schuld“bewußt in Deckung angesichts dieses Geschehenen – so wie es damals war, als er im Tierheim war und von dort kam.Er versteckt sich. Was er so oft getan hatte, ohne es zu wollen. Denn eigentlich wollte er stets nichts mehr als in offene liebende Arme zu laufen : das, was ich all die Jahre empfunden habe, und was fast immer unerfüllt bleiben mußte.
Aber irgendwo da draußen sitzt auch er, und freut sich, wenn jemand an ihn denkt.
Rupi steht, und starb zu früh, stellvertretend für all die vielen Wesen auf der Welt, die nichts mehr wollen als diese Offenheit, die allen Wesen ausgetrieben wird, die vergehen, bevor sie zur Erfüllung kommen können.
Wir haben ihn vollendet begraben, neben Habakuk/Kuki, der einzigen Katze, die jemals mit ihm umgehen, ihn auf Distanz halten und dennoch Beziehung zu ihm aufnehmen konnte.
Das konnte Rupi nicht, seine Sehnsucht war unerfüllbar.
Aber gerade deshalb habe ich ihn so geliebt, er war so verletztlich und schutzbedürftig, in all seiner Ängstlichkeit.
Er kann irgendwann sein Versteckspiel aufgeben.
Nun kann seine Seele die Ruhe finden, die er auf Erden vergeblich gesucht hat.
Ruhe in Frieden, geliebter Rupi.
Bis irgendwann, wenn wir uns wiedersehen.