Ein kleiner Schritt voraus…

‚’  Vielleicht ängstigt mich ihr Fortgeh’n, denn vielleicht schließ‘ ich daraus
Vielleicht geh’n uns nur die Sozialdemokraten ein kleines Stück voraus  ‚’

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Es wird sich viel beschäftigt mit der „Krise der SPD“.

Es wird davon ausgegangen, es handele sich um eine Krise einer, dieser einen „Partei“, es wird vermeintlich Ursachenforschung betrieben, es werden Rezepte bereit gestellt.

Die Partei sei in ihren Stimmenanteilen so klein geworden, weil sie in der so genannten „Großen Koalition“ sich nicht habe profilieren können – wenn sie diese „ungeliebte Koalition“ wieder los wäre, könnte sie … z.B. „Linksbündnisse schmieden“.
Die Wiederkehr der SED als „Fortschritt“ … ?
Dass dies bei genauerer Betrachtung als irreal erkannt werden müßte, weil es eben „Links“ schon mindestens eine Partei gibt, und weil das, mit dem sich die SPD „profilieren“ wollen würde, ja wieder nur in Koalitionen, in „Kompromissen“ mit anderen „Parteien“ also höchstens partiell zu verwirklichen wäre, kommt erstmal nicht vor.

Bei den „Analysen“ oder Ratschlägen an die „altehrwürdige“ SPD ist auffällig, dass häufig Personen aus der Vergangenheit (Willy Brandt, Helmut Schmidt, Gerhard Schröder usw.) angeführt werden.
Es werden auch dort die Gesamtrealität ausblendende Beschwörungen erkennbar – Willy Brandt scheiterte an der Inflation, an feindlichen Spionen, Helmut Schmidt an der „Friedensbewegung“, daran, dass die FDP das Ende eines „sozialliberalen“ Kokons einläutete, Gerhard Schröder scheiterte an dem was angeblich seine „größte Leistung“ sein soll : die „Agenda 2010“ brachte „mehr Jobs“, aber die hohen „sozialen Kosten“, der krude Mißbrauch Abhängiger, eine weitgehende Entrechtung und Enteignung des „Mittelstandes“ und von „arbeitssuchenden Kunden“ der Überwachungsorgane BA oder ARGE wurde und wird bis heute verdrängt und beschönigt.

Angeblich will sich die SPD „davon trennen“, doch all dies ohne erkennbare Konsistenz. Schon sämtliche „Analysen“ oder Ratschläge an die SPD atmen einen Mehltau einer Haltung, die letztlich davon auszugehen scheint, seit den Hoch-Zeiten der SPD habe sich gesellschaftlich nichts oder wenig geändert. Als sei es nur die SPD, welche fragwürdig (geworden) sei, und nicht das so genannte „Parteien“- „System“ schlechthin – auch, aber nicht unbedingt, die „Repräsentative Demokratie“ insgesamt.

Selbst wenn „neue Vorschläge“ an die oder der SPD umgesetzt würden, wäre die „Krise“ nur vertagt, aber nicht analysiert oder beigelegt, sie könnten die „Krise“ eher nur verstärken und mit weiteren Beschränkungen von Freiheit und Freizügigkeit enden, welche vom „Volk“ vielleicht „bejubelt“, aber gerade auf seinem Rücken ausgetragen und allgemein die Freizügigkeit weiter einschränken und Überwachung weiter ausbauen würden.

So wie „das Volk“ für die Quasi-SED- Regierung des „Land Berlin“ eine „Enteignung“ von „bösen“ (Groß-)Vermietern bejubelt, aber weder in Erinnerung hat, dass eine frühere solche Regierung mit „Linke“-Beteiligung doch gerade ihre eigenen Wohnungen an die „Bösen“ verjubelt hatte, und dass die Zeche für den Unterhalt „zurückgekaufter“ Häuser nur sie selbst zahlen müssen, die Steuer zahlenden Bürger.

Weitere Instrumente wie Erhöhung von Körperschaftssteuern, Einführung von Digital- oder Transaktionssteuern, Erschwerung so genannter „Steuerflucht“, weitere Verstärkung von „Meldepflichten“, Einfrieren von Guthaben allein anhand von „Verdachts“- Momenten, Uminterpretation von Steuerberatung in eine „Straftat“ der „Beihilfe zur Steuerhinterziehung“ usw. erscheinen als der AfD in nichts nachstehender „Populismus“, als „Linken“ in nichts nachstehender Etatismus, und als in erheblichen Teilen rechtswidrig und von daher kaum durchsetzbar.
Aber erstmal kann man „Wähler“-Stimmen damit abgreifen – bis diese, wie stets zu spät, bemerken, dass dies alles sie vor allem selbst trifft.

Es sollen hier u.a. Erträge von „Geschäften“ mehr „überwacht“ werden – aber in irgendeiner Weise mehr Einflußnahme auf Qualität oder Inhalt von „Geschäften“ für den einzelnen Bürger ist damit nicht verbunden – nur erhöhte Abgreif-, Kontroll-, Überwachungs-Möglichkeiten für „den Staat“.

Ähnlich lau, undurchdacht und unklar wirken die gesamten „neu“ vorgebrachten Ankündigungen der SPD.

Transferzahlungen sollen keine „Grundsicherung“ sein oder enthalten, aber „sanktionslos ausgezahlt“ werden – diese grundsätzliche Widersprüchlichkeit und Inkonsequenz erscheint als ein Zugeständnis an die „Volks“-„Meinung“ à la Müntefering (SPD), „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“.

Qualität, Sinn, Standards von „Arbeit“ zu diskutieren, kommt hier nicht vor, und erscheint damit als höchstens zweit- und nicht absolut vorrangig

An die SPD verteilte Rezepte sind entweder „eher liberal“ oder eher etatistisch (z.B. David Autor mit seinen Vorschlägen zur Verbreiterung/ Ausdehnung der staatlichen Abschöpfungsbasis).
So schreibt z.B. Eric Gujer (NZZ), es mache einen Unterschied, ob man „als Linker vom Kollektiv“ ausgehe oder „als Liberaler vom Individuum“, ob man unbeirrt an das Gute im Menschen glaube oder skeptisch mit dessen Schwächen rechne.

Andere Möglichkeiten scheinen gar nicht mehr in Erwägung gezogen zu werden.

Mit einer so beschriebenen Haltung wie des „liberal-konservativen“ Gujer könnte oder müßte man eigentlich genauso oder eher für ein Bedingungsloses Grundeinkommen votieren, denn dies geht vom Guten im Menschen aus…! Es enthält, zur Entfaltung gebracht, sowohl soziale wie eindeutig liberale Elemente und Grundsätze.

Doch in einer Gesellschaft, wo „liberal“ und „sozial“ anscheinend als unvereinbarliche Gegensätze gesehen werden, ist es schwierig, zu konstruktiven Alternativen zu gelangen, wenn auch die grundsätzliche Destruktivität, ja das Anti-Demokratische dabei nicht gesehen wird, wenn „Parteien“ ihre „Werbung“ oder „Profilierung“ für ihren „Standpunkt“ betreiben, der dann je nach Laune „des Volkes“ mal mehr und mal weniger „Prozente“ einfährt.

Die ungeheure Energie- und Ressourcen- Vergeudung dieses „(Wahl-)Kampfes“ ist allenfalls als bezeichnend für die bestehende Gesellschaft zu sehen, welche aber es zu verweigern fortsetzt, sich selbst zu erkennen.

Dass der freie Markt einmal eine „linke“ Überzeugung war, dass eine Gesellschaft selbstständiger (Klein- oder Gross-)Unternehmer das Idealbild einer Gesellschaft von Gleichen ist, dass niemand ohne Einsehbarkeit einem „Boss“ gehorchen müssen sollte, dass grundsätzlich alle auf dem Markt sich auf Augenhöhe begegnen können, geriet längst in Vergessenheit.

Aber auch, dass manche nun mal bessere Ideen haben als andere, dass diese mehr Anklang, mehr Ertrag erzielen als andere und geschickter in deren Erhalt und Erweiterung, dass „Ungleichgewichte“ stets unvermeidlich sind, und es nicht Aufgabe eines „Staates“ ist, diese Ungleichheiten zu „untersagen“ oder zu „bestrafen“, wohl aber, die Rechte der beteiligten Bürger und die Zugänglichkeit dazu gleich zu halten, die Fähigkeit zur Einsehbarkeit, kritisches Bewußtsein, Bildung zu befördern und zu stärken.

So beinhaltet auch und gerade eine, Irre führend, so genannte,  „bedingungslose“ Existenzsicherung keineswegs „schrankenlose“ Grundrechte oder „Freiheiten“, sondern gerade eine Herausforderung, die Grundlagen dessen, was Existenz grundlegend sichern soll, zu erhalten und auszubauen.

Statt diese Arbeit aufzunehmen,  herrschen „Empörung“ oder das „Wählen“ von Neonazis oder Zwangs-Etatisten vor: die SPD hätte hier eine sinnvollere Aufgabe, jedoch nirgends dazu geeignetes Personal, daher verfällt (auch) sie auf die „Bedienung“ des „Wähler-Potentials“.

Es setzen sich so grundsätzlich mehr oder weniger oberflächliche, künstliche „Werte“-Debatten fort, wo Mittelschichtlerinnen „me-too“-„Diskurse“ führen, während „Arbeit um jeden Preis“ Vergewaltigung pur ist – auch dann, wenn die SPD nur noch „sanften Druck“ durchführen zu wollen vorgibt.

Die Jobs der „Mittelschicht“ werden nie mehr dieselben sein wie vor 2000. Die vergangenen Jahre waren in dem Zusammenhang insbesondere tatsächlich sehr negativ für Arbeiter/ Angestellte ohne Universitätsabschluss, besonders für Männer, „weiße“, „schwarze“ und alle anderen – aufgrund der Automatisierung und auch der „Globalisierung“ erfuhr körperliche Arbeit einen Werte-Verlust, speziell hatte der WTO-Beitritt Chinas erheblichste Auswirkungen auf das verarbeitende Gewerbe.

In der Tat liegt hier das Kern-Wählerpotential der SPD, auch teilweise CDU, es ist die Hauptwählerschaft der „AfD“ und anderer reaktionär- pseudo-„konservativer“ Claques.

Das Ansinnen von „Linken“, dieser Wählerschaft mit Wohltaten entgegenzukommen, wird scheitern, da die „Analyse“ der „Linken“ lediglich „kapitalismus-kritisch“ bleibt, aber das Potential des Kapitalismus/ Liberalismus eben weiter verachtet – statt es den „Benachteiligten“ zu Gute kommen zu lassen, den Liberalismus gerade beim Wort zu nehmen.

Trump, Orban, AfD und Konsorten aber werden das Problem ebensowenig lösen, sondern vielmehr verschärfen, es ist daher gefährlich und sinnlos, deren Agenda und „Wähler“-„Wut“ hinterherzulaufen.

Die Welt hat sich verändert, aber (gerade „weisse“) Männer nicht entsprechend. Sie geben dafür „Anderen“ die „Schuld“; real ist gegenüber weniger Qualifizierten, speziell Männern, die Politik zwar ziemlich rücksichtslos – ein neuer, weiterer Laissez-faire-Kapitalismus, ein Zurückfahren „des Staates“ wird diese Probleme aber ebensowenig lösen wie „mehr Staat“, wenn hierunter nur Erweiterungen seiner Einnahmenbasis und mehr Alimentation verstanden wird.

Denn vorrangig haben Staaten ihrer Aufgabe nachzukommen, die Problemlösung unter Beteiligung aller zu moderieren. Hier läge die Aufgabe der SPD und aller „Parteien“ – doch sind „Parteien“ per se Klientel-Vertreter, sie sind damit im Kern anti-demokratisch, sie tragen „zur Meinungsbildung bei“, aber wenn sie Probleme wirklich angehen und lösen wollten, wäre die Konsequenz nur die Selbstauflösung aller „Parteien“.

Sowohl „Linke“ müßten ihre Aversion gegen die dezidierte Verantwortung des Einzelnen überwinden wie auch „Liberale“ ihre Aversion gegen so genannte „Bevormundung“ …! Denn ohne Werte wird ein BGE nicht funktionieren.

Werte aber beinhalten, dass bestimmte Dinge begründet bevorzugt werden, andere *begründet* vernachlässigt oder z.B. höher besteuert werden. Die von Affekten befreite Diskussion über begründbare Werte wäre eine, welche gerade liberale Werte für alle verwirklichen wollte …! Nicht nur für Einige, die aus Partial-„Werten“ Profit schlagen wollen.

Partialisierung, Zersplitterung der Gesellschaft, eine überaus negative „Kehrseite“ des „Individualismus“ ist das Problem, während aber z.B. nur vom „Arbeitsmarkt“ und dessen „Erfolgen“ geredet wird als gäbe es „den“ Arbeitsmarkt als Wesen, als agierten nicht Menschen dort.

Eine Verteufelung des „Individualismus“ freilich ist gerade nicht die Lösung, sondern gerade dessen Stärkung wäre es: nicht „Arbeit um jeden Preis“, sondern Stärkung der Qualität und des Bewußtseins der „Individuen“ ! Nicht „freie Fahrt für freie Bürger“, sondern Respekt vor dem kritischen und konstruktiven Bürger, egal ob Arbeiter oder Unternehmer !

Respekt freilich muß erarbeitet werden und kann nur mit Werten verbunden werden. Jedoch wird das Bestehen auf und Verwirklichen von Werten nicht gefördert, sondern eher „Geld verdienen“ und „Arbeiten“ um jeden Preis, und Staaten führen sich immer respektloser nicht nur gegenüber einzelnen Bürgern, sondern auch Unternehmen auf.

Sie wollen „multinationale Unternehmen“ stärker abgreifen, aber nirgends ist dies irgendwo mit einer Stärkung der Rechte Einzelner verbunden.

Davon, dass „Apple“ oder „Microsoft“ stärker besteuert werden, bleiben Angestellte prekär beschäftigt und nur als „von der Corporate Identity Überzeugte“ unterbezahlt geduldet, und bleibt der „Kunde“ unverändert praktisch rechtlos gegenüber diesen „Playern“. Wenn „Apple“ oder „Microsoft“ Fehler oder mangelhafte updates verursachen, profitieren davon nur IT-Service- Unternehmen, welche die verursachten Schäden wieder beheben müssen.

Ein ständig persönlich erreichbarer mit Kompetenzen ausgestatteter Kundenservice wird durch „Besteuerung“ sicher nicht erreicht, sondern nur indem Staaten ohne Installierung solcher vorgegebenen Mindest-Standards mit Lizenz-Entzug drohen würden.

Davon, dass „Facebook“ stärker besteuert wird, wird auch nicht z.B. der „Klarnamenzwang“ und werden nicht andere eindeutig und schärftens dem Datenschutz widersprechende Zumutungen bei „Facebook“ abgeschafft – denn schließlich möchte „der Staat“ doch dieses „freie Wirtschaftsunternehmen“ für seine eigene Überwachung nutzen.

Die Willkür des „Löschens“ von Beiträgen, die völlige Unmöglichkeit von „Usern“, sich dagegen zu wehren und jederzeit erreichbare direkte persönliche Wege zu erhalten, dagegen ggf. vorzugehen oder eine valide, rechtssichere Begründung dafür zu erhalten, hat sich in Folge der angeblich den „User“ schützenden Maßnahmen von „Staaten“ vielmehr massiv verschärft.

Aktuell in Mode gekommen ist z.B. auch die „Bekämpfung“ arabischer „Clan-Kriminalität“. Dabei geschieht auch diese nur, weil „das Volk“ ruhig gestellt werden soll.
Es ist nur die Spitze eines Eisbergs.
Es gibt italienische, vietnamesische, russische, chinesische usw. Mafia, diese verhalten sich einfach nur „geschickter“.
„Der Staat“ will diese offiziell „bekämpfen“, jedoch würde ohne die so genannte „Schattenwirtschaft“ die Wirtschaft insgesamt, weltweit, längst zusammenbrechen.

Die große Frage ist, weshalb „der Staat“ nicht einfach solche Geschäfte aus dem „Schatten“ hervorholt, z.B. durch Legalisierung von Drogen, Prostitution, durch verstärkte *Konsum* statt *Einkommens*/*Lohn*-Besteuerung …?
Weil „der Staat“ und seine „Wirtschaft“ sich etwas vormachen, sich und andere anlügen, wie etwa hochbemühte „Kriminalbeamte“.
Die Folge solcher verlogenen oder bestenfalls naiven Bemühungen ist, dass die einzelnen, „rechtschaffenen“ Bürger immer stärker in ihren Freiheiten eingeschränkt, immer stärker kontrolliert werden, dass aber die „Schatten“-Wirtschaft nicht freigelegt wird, da schliesslich letztlich die Staaten, die „freie“ Wirtschaft davon profitieren …

Als „Begründung“ von „verschärfter Gesetzgebung“ wird ein naives Bild eines offiziellen „Rechtsstaates“ gezeichnet, das mit der Realität nichts zu tun hat.
Hätte der „Rechtsstaat“ wirklich ein Interesse daran, die von den Mafiosi „Betroffenen“ zu unterstützen, würde er nicht auf „Bestrafung“ und immer weitere Einengung der Bürger und von deren Freiheiten setzen, sondern z.B. auf freie, diskrete, wirkungsvolle Zugänglichkeit zur Exekutive und Iudikative für „Betroffene“, für Opfer.
Er würde damit aufhören, die Sinnlosigkeit von „Strafe“, die fast immer nur „Nachrangige“ trifft, nie die Bosse, zu übersehen.

Niemand kann diesen „Staaten“ auch nur in irgendeiner Weise abnehmen, ihre Absicht sei die Stärkung der Rechte des Einzelnen – unverkennbar ist genau das Gegenteil:

Die Unterdrückung des Austausches von kritischen, „kontroversen“ Gedanken als „Kollateralschaden“ der Durchsetzung einer scheinheiligen „Netiquette“ angeblich „gegen Hassrede“ – ein völlig willkürlicher und praktisch undefinierbarer Begriff – ist offensichtlich erwünscht.

Das berüchtigte „Facebook-Niveau“ wird so selbst verursacht, denn die Förderung einer inhaltsorientierten kritischen Debatte kommt ohne eine ganz erhebliche „Toleranz“ gegenüber „Emotionalität“, „Abseitigem“ oder „Utopischem“ nicht voran, und nicht wenn Beiträge, die nicht monothematisch sind und die mehr als drei Sätze und mehr als Vierundsechzigstel-Gedanken enthalten, als „Spam“ abgewehrt werden.

Es gäbe bis heute keinen Ansatz einer Gleichstellung von Frauen oder keine Rechte für Homosexuelle ohne deren „unerhörte“ Aktionen – die, fänden sie heute statt, „bei Facebook gesperrt“ wären.

Was diese Gegebenheit für eine „Zivilgesellschaft“ bedeutet, ist unabsehbar – klar ist nur, dass es die Gesellschaft eindeutig schwächt.

Die Oberhand erhalten so Blockwarte und „Melde-Tussis“ mit StaSi-Charakter, oder Nichts Sagende mit abgesicherten wohlfeilen Allerwelts-Aussagen.

Wer eine Waage beobachtet, die zur Mitte finden soll, wird erkennen, dass sie zunächst stets nach allen Seiten ausschlägt.
Dies nicht nur „zuzulassen“, sondern zu fördern, ist Voraussetzung einer inhaltsorientierten Debatte, ohne welche freilich z.B. ein BGE nicht wirksam werden könnte.

Eine Notwendigkeit dazu, wie etwa erhebliche Verlagerung der vorrangigen Steuerlast auf MwSt., müßte grundsätzlich der Erkenntnis folgen, dass durch Steuern – gerade auf Lebensmittel – eben sehr viel gesteuert werden könnte (daher der Name), gerade auch im Sinne von Einsparungen im „Gesundheitswesen“, sprich: „Volkskrankheiten“.

Gesundheitlich oder ökologisch bedenkliche Waren könnten stärker besteuert werden, vollwertige, zuckerfreie usw. Waren wären günstiger – allerdings müßten dann nicht nur die entsprechenden Hersteller-Lobbies zurückgedrängt werden, auch „das Volk“ müßte bereit sein, Einsicht zu zeigen und Gesundes bevorzugen.

Ich sehe nicht, was z.B. daran „ungerecht“ sein sollte.
Es wäre auch keine „Gleichmacherei“, da nicht  „jeder mit demselben Steuersatz“ belastet würde, da z.B. lebensnotwendige „Waren“ viel weniger besteuert würden.

Es müßte allerdings eine gesellschaftliche inhaltliche Diskussion stattfinden, aus der hervorginge, was lebensnotwendig/steuerlich günstiger gestellt werden sollte:

95% dessen was in „Supermärkten“ herumsteht, erscheint als gesundheitsschädlicher Dreck, und müßte höher besteuert werden. Doch gegen solche Diskussionen/ Erkenntnisse wehren sich sowohl Hersteller dieses Drecks wie auch „das Volk“(„Ich lass´mir nichts vorschreiben“):

Angebliche „Gegner“ („Ausbeuter“ u. „Ausgebeutete“) sind hier einer „Meinung“ …

Bereits jetzt gibt es steuerfreie Mindesteinkommen/Pfändungsgrenzen. Weshalb wird dies nicht vereinfacht und jedem Bürger als Grundeinkommen – ggf. erst auf Antrag –   überwiesen ? Alles was dazu verdient würde, müßte (weiter) versteuert werden, und zwar umso höher, je mehr jemand „verdient“ – aber eben erst zum Jahresende.

Nicht als Sofortabzug.

Unterschied: der *Staat* wird zum Bittsteller statt zum unverschämten Abgreifer. Der Bürger wird *selbst*verantwortlich.

„Grüne“ erscheinen momentan bei aller Verlogenheit und Zweischneidigkeit so als hätten sie eher das Personal, die gesellschaftlichen Probleme zu überblicken, potentiell auch die FDP, aber solche „Unterschiede“ sind nur oberflächlich, temporär und graduell. Morgen wird wieder eine andere Sau durch das „Umfrage“- Dorf getrieben.

Ohne eine grundlegende Reformierung des Steuer- und SV-Systems wird es wohl kaum gehen, aber hierzu gibt es eigentlich von allen Parteien nichts Wesentliches zu vernehmen. Eher werden so genannte „Reiche“ verfolgt, mit Neid überzogen, statt das Gesamtbild zu bewerten.

Die Steuerbasis müsste vergrössert werden, ohne die Belastung der Einzelnen (weiter) zu erhöhen. „Kapital“ und „Arbeit“ gleich zu besteuern, würde nur die Krakenhaftigkeit, den Zugriffs-, Kontroll und Überwachungs- Habitus der Staaten weiter stärken; eher müßte daran gedacht werden, jegliches „Einkommen“ überhaupt nicht mehr – zumindest nicht vorab – zu besteuern, bei gleichzeitiger Verlagerung der Besteuerung auf den Konsum : wer „reich“ ist und mehr („Luxus“) konsumiert, zahlt automatisch mehr Steuern. Dies verbunden mit einer Grund-(nicht:“Voll“-) Versorgung (BGE) und steuerfinanzierten KV.

Ich sehe keinen anderen Weg, um grundsätzlich die Selbst-Verantwortlichkeit aller zu befördern.

Aber ohne Stärkung begründeter Werte würde dies den Nihilismus und hohlen „Individualismus“ weiter befördern.

Dazu müsste massiv in das Bildungswesen investiert werden, für alle, vom Kind bis zum Greis, müßte alles was Bürger mündig und kritikfähig macht, zugänglich sein.

„Arbeitsvermittler“ sollten aufhören damit, Einzelne zu verfolgen und zu unterdrücken, sondern den ständigen Kontakt mit „der Wirtschaft“ (*allen* darin Beteiligten !) halten, Arbeitsstandards überwachen und verbessern.

Der gesamte völlig unproduktive „staatliche“ Sektor der Finanz- und Sozial-Überwachung müßte radikal entschlackt und sinnvollen Tätigkeiten zugeführt werden.

Hierzu sind Eigenbemühungen nicht nur „des Staates“, sondern aller notwendig.

Man bräuchte an das Gute im Menschen nicht zu „glauben“, sondern könnte es stärken.

Vorausgesetzt, man hat – egal bei welcher „Partei“, ob bei „Unternehmern“ oder „Abhängig Beschäftigten“, ob bei „Behörden“ oder Bürgern – keine Angst vor kritischen und mündigen Menschen.

Diese Angst ist von gestern. Wer das Heute will, und ein Morgen, wer Europa und seine Werte stärken will, nicht China, Russland, „Gottesstaaten“, erz-reaktionäre/ schein-„progressive“ Gelbwesten oder Populisten von Rechts/Links oder den Vulgär-„Liberalismus“ der USA, muß diese Angst überwinden, egal in welcher „Partei“.

Nur so kann man „Umfragen“ und „Meinungen“ entkommen, selbst denken und einen Schritt voraus sein.

„Leitkultur“ überall

(http://www.tagesspiegel.de/politik/integration-in-deutschland-harsche-kritik-an-de-maizieres-thesen-zur-leitkultur/19738030.html)

Der “Innenminister” stammelt etwas – die “Kritik” daran ist zwar berechtigt, aber ebenso bezeichnend für den Niveau-Null-Stand der “politischen Kultur”, wie billig, von sämtlichen “Seiten”. De Maizière versucht eine “Leitkultur” zu konstruieren, wie es sie ja z.B. auch bei “Linken” oder “Liberalen” – wie es angeblich z.B. “Lindner” sein soll – gibt: “Jeder nach seiner Façon” (was dann wohl bspw. auch beinhalten könnte: “Wenn jemand gern eine deutsche Leitkultur haben oder Nazi sein möchte, soll er doch.” ?).

Oder bei so genannten “Linken”, die sich mit allem was ihrer Ansicht nach als “unterdrückt” konstruiert werden kann, “solidarisieren” und dazu neigen, diejenigen als “Nazi” und “Reaktionär” oder “Rassist” abzuurteilen, welche solchen vorgegebenen Befehlen nicht folgen, und die dann auch eine ausgemachte Herrenmenschen- “Kultur” wie vielleicht die “islamische” – die sich häufig beleidigt zu geben scheint, wenn sie gerade keine erste Herrenmenschen- Geige spielt (und “Linke” übernehmen dieses Beleidigt-Sein und verteidigen **politische Unterdrückungs**-Symbole wie das “Kopftuch” als angeblich „religiöses Symbol“) – mit blutigster Sklaven- Vergangenheit und -Gegenwart gegen die angebliche “Unterdrückung” durch “den Westen” in “Schutz” nehmen, während ausgerechnet Israel als “Apartheids-Staat” diffamiert werden darf.
Das ist also nicht allein ein „Mißverständnis“ von de Maizière, denn auch hier wird nur ein weiteres Mißverständnis von Begriffen wie “demokratisch”, “freiheitlich” usw. offenbar.
Eine irrige Grundhaltung ist generell das Gerede und die Instrumentalisierung von “Mehrheit”/ “Minderheit”, “Randgruppe”, “Leitkultur” usw., das “Etablieren” von “Parteien”, die “Programme” verabschieden und Parolen verlauten, womit wieder so genannte “Mehrheiten” konstruiert werden, die behaupten, das angebliche “Mißachten” von (konstruierten) “Mehrheiten” sei “undemokratisch”, usw.

Der erz-demokratische Grundgedanke jedoch ist eben nicht das (Nicht-)Denken in Begriffen wie “Mehrheit”/”Minderheit”, sondern das Bewußtsein davon, dass es “Mehrheiten” und “Minderheiten” per se **gar nicht gibt**, und damit auch nicht per se eine “Leitkultur”.
Die sind immer zufällig und konstruiert.
Von “Leitkultur”, “Mehrheit” usw. reden immer nur die welche aus unterschiedlichsten Gründen eine “Übersichtlichkeit” herstellen, “aufrechterhalten” oder behaupten wollen, die es gar nicht gibt, die aber die “Mehrheit” der einfachen Gemüter überall anspricht, die es gern “übersichtlich” haben möchten.

Es gibt aber **immer nur einzelne** Menschen mit unzähligen Eigenschaften, von denen sehr viele bei jedem Menschen – bei jedem ! – “minoritär”, also “einzigartig” sind …!
Das Gerede von “Mehrheit” und, dass diese angeblich “zu bestimmen” haben soll, öffnet doch schliesslich z.B. auch Tür und Tor für die Haltung des “Mehrheits”-Islam gegenüber “Ungläubigen”. Das unablässige Konstruieren von “Mehrheiten” und “Minderheiten”, von denen die “dazu gehören” sollen und denen, die “dankbar” zu sein haben sollen, nicht massakriert zu werden, hätte vielmehr endlich aufzuhören !

Dann könnte auch das unentspannte hysterische Überhöhen von als “minoritär” Ausgemachten vor Ellen de Generes-Videos aufhören wie auch die selbstgerechten Drohgebärden derer, die sich als zu irgendeiner “Mehrheit” zugehörig aufspielen.

AUS: DREI ABHANDLUNGEN zu Zoophilie, Kultur und Gesellschaft (Teil 02 — — Zur Herkunft des Begriffes “Sodomie”)

DREI ABHANDLUNGEN zu Zoophilie, Kultur und Gesellschaft (Teil 02 — — Zur Herkunft des Begriffes “Sodomie”)

Immer wieder versuchen UNGEBILDETE “Anti-Zoophile” ihrer “Meinung” Ausdruck zu verleihen, Zoophilie sei ein Zeichen von “Dekadenz”, es zeige die “Verkommenheit” unserer Gesellschaft, und weiter und schlimmer, es müsse wohl “EIN NEUER ADOLF” kommen, der für “Zucht und Ordnung” sorgen müsse.

Dass erotische Beziehungen zwischen Mensch und nicht-menschlichen Tieren in der gesamten Menschheitsgeschichte zum Standard zählen, dass Zeugnisse davon aus vielen Kulturen, in Museen und Bibliotheken für jedermann sichtbar sind, und dass daher eher der “Horror” vor solchen Beziehungen ein Zeichen von “Dekadenz” (also der Abwendung des Menschen von sich selbst und seinen Ursprüngen) sein dürfte, fällt den UNGEBILDETEN nicht auf.

“Anti-Zoophile” marschieren mit Fotos von GEWALTtätig misshandelten Tieren durch die Städte – wovon sich strohdumme “Politiker” beeinflussen lassen. Mit “Zoophilie” haben solche Photos überhaupt nichts zu tun… es handelt sich um DEMAGOGIE, um VOLKSVERHETZUNG: ein Zeichen „vordemokratischer“ VERDUMMUNG und damit von DEKADENZ…

Eigenartig ist dabei, dass ausgerechnet gerade die, welche sich ANGEBLICH gegen den “Speziesismus” wenden und den Menschen nicht von den nicht-menschlichen Tieren grundsätzlich absondern wollen, an *diesem* EINEN Punkt auf einmal eine Sonderstellung des Menschen behaupten, obwohl u.a. bekannt ist, dass Tiere es grundsätzlich/ potentiell auch jenseits von Artgrenzen treiben, auch angesichts der von “der Natur” aufgerichteten Barrieren.

Es geht diesen “Tierrechtlern” erkennbar NICHT um die Tiere, sondern GEGEN DIE SEXUALITÄT … wie das ja von “Kinderschützern” auch bekannt ist… 98% der Sexualisierten Gewalt gegen “Minderjährige” geht von als “normal” geltenden HETEROsexuellen aus… doch Herr Putin sagt zu HOMOsexuellen “Lassen Sie die Finger von Kindern”… und meint offensichtlich sich SELBST.
Nach diesem Muster verfahren auch die “Tierschützer”.

Jeder, der sie dazu auffordert, sich über Zoophilie zu INFORMIEREN statt der Verdummung zu folgen, wird von ihnen mit billigsten Mitteln zu diffamieren versucht, wie z.B. mit Lügen wie, er/sie sei selbst zoophil…

WOHER nun kommt eigentlich der Begriff “Sodomie” ?
Ist schon die Auffassung von dessen Herkunft, dessen Assoziation mit “Sünde” und “sexueller Lasterhaftigkeit” überhaupt korrekt ?

In der biblischen Erzählung über Sodom hat Lot, ein Neffe Abrahams, zwei durchreisende Engel – offenbar männliche Engel ? – in seinem Haus als Gäste aufgenommen.
Nach dem Abendmahl haben sich vor Lots Haus sämtliche Männer Sodoms, alte wie junge, versammelt und verlangen, als sei das nichts Besonderes, die Herausgabe der Engel, um mit ihnen zu verkehren.
Lot versucht verzweifelt, dem WILDGEWORDENEN MOB statt der Engel seine beiden noch jungfräulichen Töchter zur Vergewaltigung “anzubieten”.
Doch es kommt weder zur Vergewaltigung der Engel noch zur Vergewaltigung der Töchter. Lot verlässt mit Frau und Töchtern die Stadt.
Dennoch veranlassen die Engel die Vernichtung Sodoms und fünf weiterer Städte durch Gott.

(“Vergessen” wird übrigens zum Beispiel, dass der Sage nach in der Nacht der Zerstörung die Töchter Lots ihr Schicksal bejammerten, es sei nun kein Mann mehr in Sodom zugegen, der ihnen Kinder zeugen könne, worauf sie ihren Vater betrunken machen und ihn verführen … hieraus sollen die Söhne Moab und Ammon (Stammväter der israelitischen Volksgruppen Moabiter/Ammoniter) entstanden sein… doch: wo denn blieb hier die “Strafe” Gottes …?)

Aus dieser Erzählung lässt sich *keine* “Ethik zur Beurteilung sexueller Aktivitäten” ableiten.
Es kommt in dieser Geschichte zu keinem Gewaltakt – dennoch wird Sodom zerstört! Warum aber werden die Einwohner für etwas, das sie nicht taten, bestraft ?
Oder liegt die „Sünde Sodoms“ doch ganz woanders ?

Dass in dieser Geschichte, wie es der Katechismus (Nr. 2357) der Katholischen Kirche formuliert, „Homosexualität als schlimme Abirrung“ bezeichnet werde, ist offensichtlicher Unsinn.
Davon ist in der Geschichte an keiner Stelle die Rede.

Es geht in der Geschichte erkennbar auch nicht darum, dass die Engel männlich waren. Und, hätte Lot Söhne, wenn er sie gehabt hätte, ebenso zur Vergewaltigung angedient ?

Im Alten Testament, also in den jüdischen Reaktionen auf diese Geschichte, kommen mögliche sexuelle Aspekte an keiner Stelle in den Blick.
Bei den Propheten Jesaja (3,9) und Jeremia (23,14) wird die Sünde in der ARROGANZ DER BEWOHNER Sodoms gesehen, für den Propheten Ezechiel (16,49f) bestand ihre Bosheit in der WEIGERUNG, DEN ARMEN und DEN VERFOLGTEN BEIZUSTEHEN …

WER also betätigt sich hier – heute – in der “Sodomie” …?

Zoophile ? Oder die, welche sie VERFOLGEN und ihnen NICHT GEGEN VERFOLGUNG BEISTEHEN …?

Mögliche sexuelle Aspekte der Erzählung werden erst im Neuen Testament angedeutet (2 Petr 2,10; Jud 7?8). Dort ist ansatzweise von der ?schmutzigen Begierde des Körpers? die Rede. Dass die Autoren dieser Schriften aus der Sodom-Erzählung allerdings eine Verurteilung gleichgeschlechtlicher Sexualität herausgelesen hätten, ist beim besten Willen nicht zu erkennen.

Unter kirchlichen und kanonischen Autoren lässt sich erst sehr viel später und nur ganz allmählich ein “wachsendes Interesse an den sexuellen Aspekten” dieser Geschichte erkennen, wobei Augustinus (5. Jahrhundert) sich dabei eher für das allgemeine Problem ?ungeordneter Begierden? interessiert als z.B. für gleichgeschlechtliche Handlungen.

Erst um das 7. Jahrhundert legt sich Gregor der Große (? 604) auf eine eindeutig sexuelle Auslegung der Sodom-Geschichte fest: Sodom wird für ihn der Inbegriff für die Strafe Gottes wegen ?Verbrechen des Fleisches? (scelera carnis). Was aber wiederum diese „Verbrechen des Fleisches“ sein sollten, stand für die christlichen Theologen noch lange nicht fest.

In vielen Fällen wurde “Sodomie” ein allgemeiner Ausdruck für Formen sexuellen Verkehrs, die als „widernatürlich“ angesehen wurden.
Auch Verkehr von Christen mit Juden wurde lange Zeit als “Sodomie” bezeichnet…
Selbst sexuelle Akte zwischen Mann und Frau wurden gelegentlich als ?sodomitisch? bezeichnet, wenn sie nicht auf Fortpflanzung ausgerichtet waren.

Zu einer Wendung in der allgemeinen Auffassung kommt es erst durch Petrus Damiani (11. Jahrhundert), den Wortführer der “Gregorianischen Reform”, einen glühenden Verfechter des Priesterzölibats und einen wütenden Kämpfer gegen das „sodomitische Laster“.
Deshalb schreibt er einen langen Brief an Papst Leo IX. (1049).
Petrus Damiani tritt darin dafür ein, das “sodomitische Laster” – was er meint, ist die, aus seiner Sicht, Verbreitung allgemeinen “sexuellen Lasters” in den Orden, unter den Priestern und in der Gesellschaft, an dem sich aber außer ihm offenbar kaum jemand sehr zu stören schien – wesentlich strenger zu bestrafen, als dies bis dahin die kirchlichen Bußbücher vorgesehen hatten.

In diesem Brief an Papst Leo erfindet Damiani erst diese neue Vokabel: die “Sodomie”. Er tat dies in absichtlicher Analogie zur Blasphemie / der „Gotteslästerung“ : „Wenn Blasphemie die schlimmste Sünde ist, weiß ich nicht, auf welche Weise Sodomie besser sein sollte?“
Für Damiani war hinfort „Sodomie“ zunächst und insbesondere der Oberbegriff für alle Arten von sexuellen Handlungen zwischen Männern.
Damit kam aber ? nach und nach, in dem Maße, wie der neue Begriff sich verbreitete ? eine neue Qualität ins Spiel:
“Sodomiter” sind nicht mehr *Personen*, die aus den unterschiedlichsten Motiven und unter den unterschiedlichsten Umständen bestimmte Handlungen ausführen, sondern “Sodomiter” werden Träger des Merkmals ?Sodomie?, und zu einer “Gruppe” mit einer bestimmten Disposition, allenfalls zu “bemitleidende” Geschöpfe, die nichts mehr “mit uns zu tun” haben sollen, die ausgegrenzt werden können.
Man schafft eine “Gruppe “von Menschen, die man von den ?normalen? Menschen dann klar abgrenzen kann, auf die auch alles projiziert werden kann an “Bösem”, das man an sich selbst nicht wahrhaben möchte…

So kann “klar werden”, dass diese “Anderen” auch für Hungersnöte, Pest und Erdbeben verantwortlich sind.
Oder – heute – eben für die “Dekadenz” unserer angeblich “perversen” Gesellschaft, für alles womit sich für “normal” erklärende Menschen nicht zurecht kommen.
In dem Zusammenhang wird deutlich, weshalb “Anti-Zoophile” fast ausschliesslich aus kleinbürgerlichen, ungebildeten, gesellschaft depravierten Milieus stammen.

Als diese „Anderen“ gehören die “Sodomiten” im ausgehenden Mittelalter mit den Hexen und den Juden zu jenen “andersartigen Feinden der Christenheit”, die mit diabolischen Merkmalen gekennzeichnet werden.

Die Hintergründe, weshalb aber diese Ideologien auf fruchtbaren Boden fallen, sind gesellschaftliche und soziale Umwälzungen, deren Beschreibung fatal an Heute erinnert, und die “Betroffenen” Angst machen, für deren “Bewältigung” sie Sündenböcke “brauchen”…

Unzählige große Städte entstehen seinerzeit, Familienverbände lösen sich auf, neue Wirtschaftsformen bilden sich heraus, viele Menschen verelenden – große Unsicherheit greift um sich.
Die “traditionellen” (!) Formen des familiären Zusammenhalts beginnen sich aufzulösen.

Die “Amtskirche”, die längst unauflöslich ihre Verbindung zur weltlichen Herrschaft eingegangen ist, und darum fürchtet, reagiert hierauf mit einer Flut des “Lobes der Ehe”, der “traditionellen” Formen des Zusammenlebens…
Erst jetzt erklärt die Kirche in Lyon 1274 die Ehe zum „Heiligen Sakrament“ – wovon ja viele heute behaupten oder glauben, dies sei sozusagen “direkt von Jesus (oder Petrus oder Paulus) verfügt”…

So also ist der uns bis heute so geläufige Begriff “Sodomie” keiner, der auch nur das Geringste mit seiner alttestamentarischen Bedeutung und Herkunft zu tun hätte:
also mit seiner STRAFE FÜR DIE, WELCHE DEN VERFOLGTEN NICHT BEISTEHEN und IHRER ARROGANZ FRÖNEN, sondern er ist so nur ein Produkt der “christlichen” Theologie: “christlich” aber nur im Sinne der Sicherung und Festigung “christlich”-weltlicher Herrschaft und Macht…

In der Benennung und Definition bestimmter sexueller “Vorlieben” aber überlebt bis heute diese Stigmatisierung durch die mittelalterliche Theologie:.
Die absurde Vorstellung etwa, dass Homosexuelle – oder auch Zoophile – “irgendwie anders” seien, ist fest im Denken der meisten Menschen verankert. Diese “Trennlinie” kann umgehend wieder ?geschärft? werden, wenn sich das gesellschaftliche Klima ändern sollte: genau das erleben wir jetzt, dies ist der “konservative Roll-Back”…

Dagegen hilft allein die Bekämpfung des Glaubens an solche “Unterschiede” und “Trennlinien” – nur dies kann das Gift von Petrus Damiani überwinden.

Vor über vierzig Jahren waren wir bereits einmal fast soweit: ab 1968 wurden die Gesetze gegen Zoophilie, und dann Homosexualität vollständig aufgehoben, auch gegenüber Pädosexualität machte sich eine differenziertere Einstellung breit, es herrschte eine gesellschaftliche Aufbruchsstimmung, die bedauerlicherweise heute kaum noch vorstellbar ist.

Eine der Leitthemen dieser revolutionären Stimmung war die fortschrittliche Psychoanalyse, die nicht beim Individuum stehen blieb, sondern die sozialen Verhältnisse kritisch betrachtete.

Dass der Geschlechtstrieb nicht für die “Reproduktion” des Menschen, nicht einmal nur für sein sexuelles Genießen zuständig sein soll, ist eine jetzt bereits 109 Jahre alte Erkenntnis:

“Das Begehren des Mannes zum Weib ist nicht weniger erklärungsbedürftig als das des Mannes zum Mann” (Sigmund Freud:”Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie”, 1905).

Eine “natürliche” Sexualität gibt es nicht, ebensowenig eine “perverse”. Die “Fortpflanzung” ist nicht mehr als *eine* von *vielen* Funktionen der “Sexualität”. Das ist natürlich eine Kränkung für Heterosexuelle.
Das “pervers” Genannte ist nie ohne das – stets konstruierte – so genannte “Gegenteil” zu denken.

Freuds Beitrag war hier radikaler als alles zuvor, nicht bloß eine Fortschreibung der “Aufwertung” der Geschlechtlichkeit, wie von der “Aufklärung” betrieben, als Verbindung zur “Vernunft”.

Für diejenigen so genannten und selbst ernannten, und – siehe oben – in ihrer Argumentation höchst widersprüchlichen “Tierrechtler” und/oder Veganer, die sich allen Ernstes auch noch auf der Seite des Fortschritts und der Aufklärung wähnen, wird hier leider deutlich, dass sie sich bedauerlicher Weise auf der Seite der REAKTIONÄREN und des gesellschaftlichen RÜCKSCHRITTS befinden…

1905 sowie später (“Das Unbehagen in der Kultur”, 1930) verließ er alle traditionellen Erklärungsschemata, insbesondere das bipolare Konzept von „natürlicher Trieb
versus Perversion“ (das er trotz seiner Erkenntnisse 1905 noch ausgeführt hatte), indem er z.B. zwischen dem Sexualobjekt und dem Sexualziel, zwischen der begehrten Person und der angestrebten sexuellen Handlung unterschied.
Damit stellte Freud ein angeblich biologisch vorgegebenes „Ziel“ des „Triebes“ grundsätzlich in Frage.

Er wies auf, dass sowohl heterosexueller wie auch homosexueller Geschlechtsverkehr, aber auch jede andere Form von sexueller Betätigung eine bestimmte kulturelle Leistung sei; die heterosexuelle Fixierung sei damit genauso wenig selbstverständlich und genauso erklärungsbedürftig wie – zum Beispiel – die homosexuelle.
Die psychologische Basis für diese Offenheit der Wahl liegt nach Freud im Umstand, dass Menschen eine ursprünglich – als solche allerdings nicht erst von Freud entdeckte – „polymorph-perverse“ Anlage haben. Sie kommen nicht irgendwie “-sexuell” auf die Welt.?
In dieser Anlage zu allen „Perversionen“, so Freud, „ist das Allgemein Menschliche und Ursprüngliche zu erkennen.“ (1905).

Das ist unverändert und zweifellos ein Umschlagspunkt, den freilich die unverändert herrschende bürgerliche Gesellschaft noch immer nicht nachvollzogen hat: denn es widerspräche ja ihrem Fortbestand … daher die ANGST davor, das unmissverständlich zu Erkennende zu erfassen und auszusprechen, aus Furcht vor dem Verschwinden der eigenen “Überzeugung” als “Lebensgrundlage”.

Zum einen ist damit nicht nur, wie schon lange im Rahmen des Sexualitätsdispositivs, die Geschlechtlichkeit zum Menschlichen schlechthin geworden, zum innersten Kern des Subjekts; vielmehr wird überdies die Perversion, die zuvor noch als das Andere, das Ausgeschlossene den „guten“ Sex konstituieren sollte, nun selbst zum „Ursprung“ aller menschlichen Triebe.

Obwohl Freud dann wieder ein Konzept von „normaler“ Sexualität entwickelte (das auch eine sehr problematische Vorstellung von weiblicher Sexualität mit einschloss), wurde insbesondere im “Spätwerk” immer deutlicher, dass er grundsätzlich nicht mehr an den „guten“, den „gesunden“ Sex glaubte.

**Das Perverse ist das genuin Menschliche**

Es wird nur dann als “schlecht” oder “böse” angesehen werden können, wenn es sich zerstörerisch und gewalttätig äußert. Es könnte hier also nur GEWALT verfolgt werden, nicht Sexualität an sich, wenn Gewalt nicht erkennbar ist (wobei die Faszination durch Gewalt ebenfalls ein Kontinuum des Menschlichen darstellt, das allein durch Verdrängung und Stigmatisierung der Gewalt nicht wird konstruktiv bewältigt werden können).

So wie es eine “artgerechte” Haltung nicht gibt – sondern sie stets nur im Zusammenhang geprüft und beurteilt werden kann -, gibt es auch keine “natürliche Sexualität”, die mit “Moral” im Sinne von “Geschmack” beurteilt werden kann.